Die Anatomie ist die Lehre von Lage, Gestalt und Bau der Teile eines Lebewesens sowie ihrer räumlichen Anordnung. Am Beispiel der Europäischen Kurzhaarkatze ( Hauskatze ) werden die wichtigsten anatomischen Fakten aufgezeigt. Die folgenden Daten, die in Zusammenarbeit mit Professor Dr. H. Wissdorf, Anatomisches Institut der Tierärztlichen Hochschule Hannover und dem Grafiker G.Kapitzke, Isernhagen, entstanden sind, vermitteln einen Einblick in den Bau des Katzenkörpers. Sehr detailliert zeigen sie das Skelett, die Muskeln, die einzelnen Abschnitte der Verdauungsorgane, das Herz- und Kreislaufsystem sowie die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane.
Lymphsystem
Aktiver Bewegungsapparat - Skelettmuskulatur
Passiver Bewegungsapparat - Knochen und Gelenke
Verdauungsorgane Herz und Kreislauf Luftwege
Männliche Geschlechtsorgane Weibliche
Geschlechtsorgane
Lymphsystem Neben dem Blutgefäßsystem
durchzieht das Lymphgefäßsystem als weit
verzweigtes Netz den Körper. Der Inhalt
der Bahnen ist Lymphe, eine Flüssigkeit,
die aus dem Körper stammt, bestimmte
Filterstationen - die Lymphknoten -
durchläuft und dann wieder dem Blut
zugeführt wird. Befinden sich jetzt
krankmachende Keime in dieser Lymphe, so
können diese in den Lymphknoten
ausgefiltert werden und führen hier zu
Reaktionen, die als Umfangsvermehrungen
der Lymphknoten sichtbar werden.
Abb1. Auf das Fell sind einige
wesentliche Lymphknoten in ihrer Lage
aufgezeichnet
1. Ohrspeicheldrüsenlymphknoten 2.
Kehlgangslymphknoten 3. Oberflächliche
Halslymphknoten 4.
Achselhöhlenlymphknoten 5.
Oberflächliche Leistenlymphknoten 6.
Kniekehllymphknoten
Aktiver Bewegungsapparat -
Skelettmuskulatur Die Bewegung der
Gelenke erfolgt durch die Einwirkung der
Muskeln. Jeder Muskel besitzt einen
Ursprungsbereich, der oberhalb des
Gelenkes liegt und einen Ansatz
unterhalb des Gelenkes. Wird jetzt der
Muskel durch Einen Nervenreiz veranlasst,
sich zusammenzuziehen, so verkürzt er
sich. Da zwischen Ursprung und Ansatz
das Gelenk liegt, können die Knochen bei
der Verkürzung des Muskels bewegt
werden. Als wesentliche Wirkungsgruppe
unterscheidet man zwischen den Muskeln
nach ihrer Funktion: Beuger, Strecker
und Dreher. Die Wirkungsweise eines
Muskels hängt immer von der Lage seines
Ursprungs und Ansatzes ab.
Abb.2 Darstellung der oberflächlich
gelegenen Muskulatur
1. Oberlippenheber & Erweiterter des Nasenloches 2. Jochmuskel 3. Rückzieher des äußeren Augenwinkels 4. Heber des inneren Augenwinkels 5. Äußerer Kaumuskel 6. Lange Auswärtszieher des Ohres 7. Brustbein-Kopf-Muskel 8. Schulter-Hals-Muskel 9. Schlüsselbeinstreifen 10. Schlüsselbein-Oberarmmuskel 11. Schulter-Hals-Muskel 12. Trapezmuskel 13. Deltamuskel 14. Unterer Grätenmuskel 15. Dreiköpfiger Muskel 16. Breiter Rückenmuskel 17. Unterer gezahnter Muskel 18. Äußerer schiefer Bauchmuskel 19. Innerer schiefer Bauchmuskel 20. Oberarmmuskel 21. Tiefer Brustmuskel 22. Oberarm-Speichenmuskel 23. Äußerer Speichenmuskel 24. Gemeinsamer Zehenstrecker 25. Äußerer Ellenbogenmuskel 26. Tiefer Zehenbeugenmuskel 27. Äußerer Zehenstrecker 28. Runder Einwärtsdreher 29. Innerer Speichenmuskel 30. Oberflächlicher Zehenbeuger 31. Schneidermuskel 32. Spanner der Schenkelfaszie 33. Mittlerer Kruppenmuskel 34. Oberflächlicher Kruppenmuskel 35. Schwanz-Oberschenkelmuskel 36. Zweiköpfiger Oberschenkel-Muskel 37. Halbsehniger Muskel 38. Halbhäutiger Muskel 39. Wadenmuskel 40. Langer Wadenbeinmuskel 41. Langer Zehenstrecker 42. Vorderer Schienbeinmuskel 43. Tiefer Zehenbeuger
Passiver Bewegungsapparat - Knochen und Gelenke
Das tragfähige Skelettsystem gibt dem Katzenkörper seine Stabilität und schütz gleichzeitig empfindliche Organe wie Herz und Lunge im Brustkorb und das Gehirn im Kopf. Durch gelenkige Verbindungen der einzelnen Knochen untereinander ist überhaupt erst eine Fortbewegung möglich. Bei den Gelenken kann man einen Beugewinkel und einen Streckwinkel unterscheiden. Wird das Gelenk gebeugt, so werden die freien Enden der Knochen des Gelenkes einander genähert, wird es gestreckt, entfernen sich die Knochenenden voneinander. Zur Ausführung der Vielzahl der Bewegungsabläufe sind die einzelnen Gelenke sehr unterschiedlich gebaut und haben verschiedene Bewegunsradien.
Abb.3 Darstellung des Knochengerüstes
1. Zwischenkieferbein 2. Oberkieferbein 3. Stirn 4. Hirnschädel 5. Jochbogen 6. Unterkiefer 7. Augenhöhle 8. Halswirbel 9. 6 von 7 ausgebildeten Halswirbeln 10. 2 Rippe 11. 13 Rippe 12. Brustbeinanfang 13. Brustbeinende 14. 1 Brustwirbel 15. Letzter Brustwirbel 16. 1 Lendenwirbel 17. 7 Lendenwirbel 18. Kreuzbein 19. Schwanzwirbel 20. Schulterblatt 21. Oberarm 22. Speiche 23. Elle (22. & 23. = Unterarm) 24. Vorderfußwurzel 25. Vordermittelfuß 26. Vorderzehen 27. Becken 28. Hüftgelenk 29. Oberschenkel 30. Kniescheibe 31. Schienbein 32. Wadenbein (31.&32. = Unterschenkel) 33. Hinterfußwurzel 34. Hintermittelfuß 35. Hinterzehen
Verdauungsorgane
Im Bereich der Maulhöhle befinden sich die kräftig ausgebildeten Zähne, von denen die Hakenzähne oder Fangzähne auffallen. Besondere Bedeutung für die Nahrungsaufnahme haben im Oberkiefer der P4 und im Unterkiefer der M1 als Reißzähne, mit denen die Katze die Nahrung abreißen. Diese Nahrung wird in der Maulhöhle eingespeichelt (Speicheldrüsen) und dann durch die Speiseröhre in den Magen transportiert, wo die Verdauung fortgesetzt wird. Die Nahrung wird im Dünndarm mit den Abschnitten: Zwölffingerdarm(12), Leerdarm und Hüftdarm weiter aufgespalten, wobei Verdauungssäfte aus der Leber(10) und der Bauchspeicheldrüse helfen. Im Dickdarm mit den Abschnitten: Blinddarm, Grimmdarm und Enddarm(13) wird die Verdauung beendet und die nicht verdauten Reste zum Kot Eingedickt.
Abb.4 Kopfspeicheldrüsen und Übersicht der Körperhöhlenorgane
1. Ohrspeicheldrüse 2. Unterkieferdrüse 3. Unterzungendrüse 4. Oberkieferbackendrüse 5. Vorderer Lungenlappen 6. Mittlerer Lungenlappen 7. Hinterer Lungenlappen 8. Herz 9. Zwerchfell 10. Rechte Leberhälfte 11. Magen 12.
Zwölffingerdarm 13. Enddarm 14. Netz 15. Niere 16. Harnleiter 17. Harnblase
Herz und Kreislauf
Das Herz ist die Pumpe des Körpers, die für den Bluttransport sorgt. Über die Venen gelangt das sauerstoffarme, verbrauchte Blut zur rechten Herzhälfte und wird von hier zur Lunge gepumpt. Die Lunge versorgt das Blut mit Sauerstoff, der für alle Vorgänge im Körper von Bedeutung ist. Von der Lunge gelangt das Blut zurück ins Herz, in dessen linke Hälfte und wird jetzt durch das Herz in die Hauptschlagader(3) gepumpt, von wo aus es sich über die Arterien und Kapillaren im Körper verteilt und über die Venen zur rechten Herzhälfte zurückfließt.
Abb.5 Übersicht der Körperhöhlenorgane unter besonderer Berücksichtigung der Lage des Herzens
1.
Luftröhre 2. Herz 3.
Hauptschlagader 4. Speiseröhre
5. Zwergfell 6. Leber 7. Magen
8. Milz 9. Netz 10. Niere 11.
Harnleiter 12. Harnblase 13.
Enddarm
Luftwege
Die Atemluft gelangt durch die
Nase in die Lunge. In der Nase
wird die Luft angewärmt und
angefeuchtet. Diese Anfeuchtung
ist für die Sättigung der Luft
in der Nase mit Wasserdampf und
das Verdunsten der Produkte der
Drüsen in der Nase von
Bedeutung. Hierdurch wird das
Riechen wesentlich unterstützt.
Die so präparierte Luft gelangt
durch den Kehlkopf und Kreuzung
des Verdauungsweges in die
Luftröhre und von hier in die
Bronchien. Diese verzweigen sich
vielfach in den Lungen bis zu
feinsten Bläschen, durch deren
Wand hindurch der Austausch des
mit der Luft eingeströmten
Sauerstoffes und des aus dem
Blut stammenden Kohlendioxids
erfolgt. Dieses Gas wird bei der
Ausatmung in die Umwelt
abgegeben. Die Luft kann auch
über die Maulhöhle aufgenommen
werden, was aber nur bei starker
Belastung erfolgt.
Abb.6 Körperhöhlenorgane unter
besonderer Berücksichtigung der
Atemwege und der weiblichen
Geschlechtsorgane
1. Nasenhöhle 2. Atmungsrachen
3. Luftröhre 4. Vorderer
Lungenlappen 5. Mittlerer
Lungenlappen 6. Hinterer
Lungenlappen 7. Speiseröhre 8.
Zwergfell 9. Leber 10. Magen 11.
Magenausgang 12. Zwölffingerdarm
13. Dünndarm 14. Enddarm 15.
Niere 16. Harnleiter 17.
Harnblase 18. Eierstock 19.
Gebärmutter
Männliche Geschlechtsorgane
Man unterscheidet hier: die
zwei Keimdrüsen-Hoden(17), die
die Samenzellen bilden-, die
zwei Nebenhoden(17), die die
Samenzellen speichern, die zwei
Samenleiter(18), durch die die
Samenzellen transportiert
werden, und die
Vorsteherdrüse(19), die zu dem
Samen noch bestimmte Sekrete
dazugibt. Durch die Harnröhre,
in die die Samenleiter münden,
wird der Samen beim Deckakt in
die Gebärmutter abgegeben. Das
Glied des Katers(20) ist nach
hinten gerichtet.
Abb.7
Körperhöhlenorgane unter
besonderer Berücksichtigung der
Verdauungsorgane und der
männlichen Geschlechtsorgane
1. Maulhöhle 2. Zunge 3.
Schlingrachen 4.
Speiseröhre 5.
Zwerchfell 6. Leber 7.
Magen 8. Milz 9.
Dünndarm 10. Enddarm 11.
Luftröhre 12. Herz 13.
Hauptschlagader 14.
Niere 15. Harnleiter 16.
Harnblase 17. Hoden und
Nebenhoden 18.
Samenleiter 19.
Vorsteherdrüse 20. Glied
Weibliche
Geschlechtsorgane
Diese gliedern sich von
vorn nach hinten in zwei
Eierstöcke(14), zwei
Eileiter, die
Gebärmutter(15) mit
ihren beiden Hörnern und
dem kurzen Körper, den
Gebärmuttermund sowie
die Scheide(17) und den
Scheidenvorhof. Beim
Deckakt liegt das Glied
in der Scheide und der
Samen wird in die
Gebärmutter abgegeben.
Am Eierstock sind zu
dieser Zeit Eizellen
frei geworden, die in
den Eileiter fallen.
Hier treffen sie auf die
aktiv vorwärts
wandernden Samenfäden
und es kommt zur
Befruchtung. Die
befruchteten Eizellen
gelangen in die
Gebärmutter, wo sie sich
festsetzen und zu
geburtsreife Katzen
entwickeln.
Abb.7
Körperhöhlenorgane unter
besonderer
Berücksichtigung der
weiblichen
Geschlechtsorgane und
der trächtigen
Gebärmutter
1. Herz 2.
Hintere Hohlvene
3. Vordere
Hohlvene 4.
Unpaare Vene 5.
Hauptschlagader
6. Zwerchfell 7.
Leber 8. Magen
eröffnet 9.
Zwölffingerdarm
10. Dünndarm 11.
Niere 12.
Harnleiter 13.
Harnblase 14.
Eierstock 15.
Gebärmutter z.T.
eröffnet 16.
Frucht in der
Gebärmutter 17.
Scheide
Datenquelle:
EFFEM-FORSCHUNG
FÜR
HEIMTIERNAHRUNG
* Grafik: G.
Kapitzke
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